Ruhr Triennale
2003


Ruhr Triennale 2003

 
 
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Peter Vermeersch
 

Thomas Jonigk
 
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Heliogabal

Musik: Peter Vermeersch
Text: Thomas Jonigk
Regie: Roy Faudree

8., 11., 13., 16., 18., 21., 23., 25. Mai 2003, 21 h
Duisburg-Nord, LandschaftsparkGebläsehalle


 

Fotos: Michael Kneffel, Marc Vaderslagmolen
 

 

"Bassanius war der Sohn des Kaisers Caracalla und wurde nach dessen Ermordung samt Mutter Semiamira und Großmutter Julia Mäsa nach Syrien verbannt. Man weihte ihn in die Mysterien der Magier und in die geheime Wissenschaft der Kabbala ein und machte ihn zum Hohepriester des Sonnengottes Heliogabal. Schönheit und Anmut des Knaben, seine Fähigkeiten als Schauspieler und Tänzer und seine religiöse Inbrunst ließen seine Gottesdienste weithin berühmt werden. 60000 Teilnehmer, zum Teil von weither angereist, waren keine Seltenheit. Die Verbindung von Religion, Wollust und Grausamkeit ließ stets eine Massenhysterie aufkommen, die nicht ihresgleichen hatte. Da war es nicht schwer für die ehrgeizige Julia Mäsa (die der in Ungnade gefallenen Familie wieder zu Macht und Ansehen verhelfen wollte), die in Syrien stationierten römischen Truppen zu bewegen, ihren Enkel zum Kaiser auszurufen. Das unter dem Caracalla-Mörder Macrinus verunsicherte Rom hörte den Ruf. Die entsandten Delegierten wurden von Julia Mäsa bestochen, aber auch durch das Erlebnis des Bassanius (der immer mehr mit dem durch ihn vertretenen Gott Heliogabal gleichgesetzt wurde) erschüttert. Da war der Weg zum Thron bald gebahnt.

 
 

 

Rom empfing den Jüngling enthusiastisch, alle Arme waren weit geöffnet, und die Begeisterung überschritt jedes Maß. Bassanius-Heliogabal war weiterhin, obwohl Kaiser, nur als Hohepriester tätig und überließ die weltliche Herrschaft Julia Mäsa, die ihrerseits allen seinen Launen Raum gab. Mit ihm brach die orientalische Lebensauffassung in das nüchterne Rom ein und mit ihr bisher nicht bekannte Riten und Gebräuche, Farben und Klänge, betörende Sinnlichkeit und berauschende Ausschweifung. Bürgerschaft und Armee waren zunächst offen, interessiert und angetan. Zunehmende Exzesse aber (Bassanius feierte vier öffentliche Hochzeiten, darunter eine mit dem Wagenlenker Hierocles, dem er sexuell hörig wurde), Günstlingswirtschaft und die grobe Mißachtung römischer Sitten und Gebräuche ließen die Stimmung nach einigen Jahren umschlagen. Die Römer brachten Bassanius grausam um und riefen seinen Cousin Alexander zum Kaiser aus."

Henry Jonas in der Besprechung des Buchs von Louis Coperus: Heliogabal der Sonnenkaiser

 

 

 

Redaktion und Gestaltung: Georg J. Vigier
Vigierg@compuserve.de               Mai 2003